Erinnerungen an Heinrich Harrer (1912–2006)

Heinrich Harrer, Bergsteiger-Legende und Eigernordwand-Erstdurchsteiger, hat in Grindelwald nicht nur den Eiger zum Mythos gemacht, sondern auch ein Motorrad hinterlassen, das nun im Heimatmuseum zu sehen ist.

Der Mythos bleibt: Heinrich Harrer (links), Erstdurchsteiger der Eigernordwand, mit Seilpartner Anderl Heckmair anlässlich der 60-Jahr-Feier der Nordwand-Durchsteigung auf der Kleinen Scheidegg im Jahre 1998.

Mit dem Tod von Heinrich Harrer haben alle vier Erstdurchsteiger der Eigernordwand diese Welt verlassen. Der österreichische Bergsteiger ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Erst im Februar des vergangenen Jahres hatte sich Anderl Heckmair mit 98 Jahren auf seine letzte grosse Bergtour verabschiedet, der Wiener Fritz Kasparek und der deutsche Bergsteiger Ludwig Vörg sind bereits früher gestorben. Das Quartett hat die Eigernordwand am 24. Juli 1938 erstdurchstiegen. Nach zweimaligem Übernachten in der Wand gelang den vier Bergsteigern, woran viele andere Alpinisten zuvor gescheitert waren. Damit schrieben sie Geschichte. Seine Erfahrungen hat Harrer denn auch im Buch «Die Weisse Spinne – Die Geschichte der Eigernordwand» festgehalten.

Harrer wurde auch wegen seiner abenteuerlichen Expeditionen nach Tibet und seiner Verbindungen zum Dalai Lama berühmt. Er ist Verfasser des bekannten Buches «Sieben Jahre in Tibet», das 1997 mit gleichem Titel auch zu einem Hollywood-Streifen verfilmt worden ist. Als Mitglied der NSDAP und SS geriet Harrer nach dem Krieg in Kritik.

Heinrich Harrer ist nach seinem grossen Triumph mehrmals nach Grindelwald zurückgekehrt. Eines der letzten Male war die Feier zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstdurchsteigung im Jahre 1998 auf der Kleinen Scheidegg. An den grossen Bergsteiger erinnern in Grindelwald aber nicht nur der Mythos, der natürlich bleiben wird, sowie eine Gedenktafel in der Station Eigerwand der Jungfraubahn.

Im Heimatmuseum Grindelwald ist auch das Motorrad zu sehen, mit dem Harrer im Sommer 1938 an den Fuss des Eigers fuhr. Nach der Erstdurchsteigung kehrten die vier Alpinisten mit Glanz und Gloria zurück nach Deutschland und Österreich, das Motorrad ging in Grindelwald vergessen. Als Harrer später zurückkam, um das Gefährt abzuholen, war es verschwunden. Erst vor wenigen Jahren ist das Motorrad wieder aufgetaucht – wo es all die Jahre war, bleibt ein Geheimnis. Es ist nun im Heimatmuseum zu bewundern.